Das Wort zum Sonntag: Luftmensch

Luftmensch ist ein Yiddisches Wort. Es kommt aus dem Deutschen Luft und Mensch. Es beschreibt im jüdischen jemanden der eher ein Träumer ist. Diese buchstäblich von der Hand in den Mund leben von frommen und aufdringlichen Illusionären, deren Hoffnung auf Ertrag sich im Element Luft auflöste, wird gerne mit diesem Wort beschrieben. 

Es ist übrigens auch der Titel eines Buchs von Nicolas Berg, welches in verschiedenen Essays zur jüdischen Geschichte und Kultur über den Luftmenschen berichtet.  In der Alltagssprache verweist “Luft” auf das Unsichtbare, Unstete, Irreal-Phantastische. Historisch fand die Vorstellung vom “Luftmenschen” in einem überraschend breiten, wenig erforschten Diskurs um 1900 Resonanz. Vor allem die Wahrnehmung jüdischer Existenz in der Moderne wurde derart bebildert. Dafür schien die diasporische Lebensrealität der Juden ebenso zu sprechen wie die notorisch kritisierte soziale Verortung, bestimmte Berufsmuster oder andere als “typisch jüdisch” wahrgenommene Gemeinsamkeiten. Aber auch ganz allgemeine Phänomene der Zeit wie Migration und Verstädterung wurden mit der Metapher vom “Luftmenschen” kritisch von vermeintlich natürlicher Verwurzelung abgerückt.

Da ich dieses Jahr etwas regelmässiger mit dem Flugzeug unterwegs bin, komme ich mir ab und zu auch wie ein Luftmensch vor. Ich bewundere, wie wir die Fracht ins Flugzeug kommt, wie meine Lieblingsfluggesellschaft es schafft, die Flugzeuge bis auf den letzten Platz zu füllen. Ein kleines Wunder. Und meistens kommen sie sogar in nützlicher Frist an, im Vergleich mit der DB schlagen sie sich auf jeden Fall sehr gut.