Die étage de tapis, franz. übersetzt: Teppichetage ist der Ort, wo die Grossen, Starken und Reichen tätig sind. Die Welt wo man leise ist und seine Macht diskret zeigt.
Noch bis in die Neunzigerjahre hinein schien die Welt fest gefügt. Man machte Militärkarriere, Unternehmenskarriere, FDP-Karriere. Das sicherste Mittel zum Aufstieg war zwar wie immer: in der richtigen Familie geboren zu sein. Aber auch begabte Aufsteiger hatten ihre Chance. Nicht zuletzt, wenn sie die richtige Frau heirateten (wie etwa Ulrich Bremi oder viel später Daniel Vasella). Und bescheiden waren. So hatte der Industrielle Dieter Bührle zwar laut Gerüchten in Südfrankreich drei Villen, drei Jachten, drei Freundinnen: In der Schweiz lebte er in einer Reihenhaushälfte und fuhr mit einem Kleinwagen in die Fabrik.
Und wie ist es heute in der «étage de tapis», wo die Überfremdung voranschreitet: 40 Prozent der Führungskräfte in schweizerischen Unternehmen stammen inzwischen aus dem Ausland. Am stärksten ist der Zuzug aus dem nördlichen Nachbarland. Ein Drittel der zugewanderten Führungsmannschaft kommt aus Deutschland; den zweiten Rang teilen sich (mit einem Anteil von jeweils zehn Prozent) die Amerikaner und die Franzosen.
Übrigens heisst die «étage de tapis» so, weil es früher ein Luxus war einen Teppich zu haben, nur die Reichen konnten sich das leisten. Und wer einen Teppich hatte, in seinem besten Zimmer, der konnte sich auch leise mit anderen unterhalten. Und schon war der Filz geboren. Auf jeden Fall, gefällt mir der Ausdruck schon sehr. Es hört sich auf Französisch auf jeden Fall viel netter an, als auf Deutsch.
Allen, die heute wieder etwas unter den Teppich kehren wollen, mögen es geniessen und alle anderen mögen sich doch einfach auf einem niederlassen und die Zeit darauf geniessen.