Ich – Welt: Broken Window oder die Geschichte mit der Drohung

Es gibt so kleine Dinge, die mich immer wieder ärgern. Zum Beispiel wenn die Werkstatt, umgangssprachlich auch Büro genannt aussieht, wie wenn eine Bombe eingeschlagen hätte und nie jemand Zeit findet diese aufzuräumen. Das gleiche gilt übrigens für Programmierung, die aussieht wie der Ort eines Verbrechens oder Betriebsprozesse, welche nicht wirklich automatisiert sind, respektive Probleme, denen wir immer wieder begegnen. Ich arbeite in der Informatik, weil wir Dinge automatisieren und vereinfachen, nicht weil wir glauben, dass von Hand und zu Fuss die beste Lösung ist. Darum ist es mein Job dies von meinem Team und mir immer wieder einzufordern.

Wenn ich mich wieder einmal genügend lange über etwas geärgert habe, dann werden wir es zusammen ändern. Eine Methode etwas zu verändern ist die Broken-Windows Theorie. Diese Theorie der zerbrochenen Fenster beschreibt, wie ein vergleichsweise harmloses Phänomen, beispielsweise ein zerbrochenes Fenster in einem leer stehenden Haus, später zur völligen Verwahrlosung führen kann. Damit uns das nicht passiert, bin ich momentan für einige Leute die New Yorker Polizei und überprüfe jeden Tag den Zustand eines Beistellschranks und eines Raums. Ab nächstem Freitag sind es dann ein Raum und ein Pult mehr.

Jetzt bleiben den Betroffenen natürlich verschiedene Strategien damit umzugehen. Eine Beliebtere ist die Coping-Strategie. Wenn nun jemand im Rahmen seines Copings eine Bewertung vornimmt, das heisst das Ganze als Herausforderung, Bedrohung oder Schädigung/Verlust sieht geht es darum sicherzustellen, dass meine Kontrolle und die damit verbundenen Wünsche auch eine gewisse Wirkung im Ziel haben. Dazu erzähle ich immer wieder gerne die Geschichte der Drohung. Worum geht es?

Im Alltag hat die Drohung den Charakter einer Verwarnung. Sie ist die glaubhafte Ankündigung einer unangenehmen Massnahme gegen jemanden, um ihn in seiner zukünftigen Handlungsweise zu beeinflussen. Eine Drohung ist nur dann wirkungsvoll, wenn das Gegenüber auch daran glaubt, dass die Massnahme auch umgesetzt wird.  Wenn ich also jemanden drohe, werde ich diese Massnahme bei nicht Lieferung der neuen Handlungsweise umsetzen, damit ich bei der nächsten Drohung darauf hinweisen kann, dass der letzte, der nicht an die Drohung geglaubt hat, nun bestätigen kann, dass ich meine Drohungen auch umsetze. So einfach ist das in der Theorie.

Ich glaube an Tit for Tat oder auch Tit for two Tats. Beides ganz einfache Modelle, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe. Wichtig scheinen mir die folgenden Punkte:

  • Lass dich nicht ausnutzen
  • Erwidere sowohl Kooperation als Defektion
  • Sei nicht zu raffiniert
  • Sei nicht neidisch

Und darum bin ich gerne die New Yorker Polizei, bis wir Ordnung haben, in Räumen, im Code und im Betrieb. Es gibt dann immer noch genügend externe Einflüsse, die uns beschäftigen werden.