Eine Kollegin hat mir einmal erklärt, welcher Person ich Fernsehen ich am “nächsten” komme: Alan Shore aus Boston Legal, gespielt von James Spader.
Zuerst zum Schauspieler: Er wurde 2004, 2005 und 2007 jeweils mit dem Emmy Award für seine Darstellung des Charakters Alan Shore ausgezeichnet.
Jetzt zur Rolle: Die Auszeichnung überrascht nicht, denn Alan Shore verkörpert das Leitbild eines Anwalts. Er ist leiderschaftlich, sarkastisch, rebellisch, auf eine angenehme Weise selbstverliebt und verfügt über einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn mit leichtem Hang zum “Robin-Hood-Syndrom”.
Da er dazu auch noch über hervorragende rhetorische Fähigkeiten und grenzenlosen Einfallsreichtum verfügt, ist er der Anwalt, den man, wenn es ihn denn nur wirklich geben würde, an seiner Seite haben möchte er im dreckigen Geschäft der grossen Industrie schnell auf einen Interessenskonflikt.
Er wechselt zur Kanzlei “Crane, Pool & Schmitt”, wo er den unter Alzheimer leidenden Anwalt Danny Crane als besten Freund gewinnt, dessen diametral unterschiedliches politisches Weltbild für Shore eher Anreiz, als Widerstand ist.
Alan Shore stellt eine wunderbare Mischung aus linkem Weltverbesserungswillen und rechter Härte gegen alles Böse dar, aus Mitgefühl und begründeter Arroganz, aus Achtung vor der Würde des Andersdenkenden und einer unbegrenzten Abscheu vor falscher politischer Korrektheit. Sein Hang, Widerstand bis zur Grenze der Selbstaufgabe zu leisten, machen ihn genauso bewundernswert, wie sein stabiles Wertesystem.
Ein Traum von einem Anwaltsplädoyer: “Die schwarze Witwe”, Boston Legal, Staffel 2, Episode 1
Und jetzt wohl zum Vergleich, meiner verehrten Freundin. Wo sieht sie Übereinstimmungen:
- Leidenschaftlich, Sarkastisch und ein wenig selbstverliebt
- Begründete Arroganz
- Der Hang, Widerstand bis zur Grenze der Selbstaufgabe zu leisten
- Ein stabiles Wertesystem
Und dann beschreibt sie immer wieder die Fähigkeit, alle abzuholen, nie wirklich böse zu sein und trotzdem immer klar. Ab und zu ein wenig unklar in der Sprachnutzung und immer ein Lächeln auf den Lippen. Und vor allem eines: Meistens zu gewinnen! So viele Gemeinsamkeiten mit Alan Shore. Seit sie mir das erzählt hat, geniesse ich Boston Legal regelmässig auf SF2. Vor allem auf Englisch eine sehr schöne Vorabend-Serie, die einen vergessen lässt, was einen so den ganzen Tag ereilt hat. Zurücklehnen, geniessen, sehen wie man es auch noch machen könnte.
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