Lassen Sie mich Ihnen sagen, was passieren wird, wenn Sie eine Führungsposition übernehmen: Sie werden Fehler machen. Viele sogar. Zum Beispiel:
- Werden Sie ein Feedback geben, das falsch ankommt und das Selbstvertrauen von jemandem zerstört.
- Eine Entscheidung treffen, die logisch erscheint, sich aber als völlig fehlgeleitet herausstellt.
- Eine wichtige Sache vergessen, die Sie jemandem in Ihrem Team versprochen haben.
- Sie verlieren in einer Besprechung die Beherrschung, obwohl Sie ruhig hätten bleiben sollen.
Die eigentliche Frage ist nicht, ob Sie Fehler machen werden – sondern was Sie danach tun.
Reparatur statt Perfektion
Das Wichtigste ist, wieder zurückzugehen und das Problem zu lösen. Zuzugeben, was passiert ist. Verantwortung zu übernehmen. Und die Verbindung zu den Menschen wiederherzustellen, die davon betroffen sind.
“There is a crack in everything. That’s how the light gets in.”
– Leonard Cohen
Denken Sie an die schlechteste Führungskraft, die Sie je hatten. Es waren vermutlich nicht die, die die meisten Fehler gemacht haben – sondern die, welche nie etwas zugegeben hat. Die einen Rückzieher machten, wenn sie im Unrecht waren. Die sich von ihrem Ego davon abhalten liessen, einzugestehen, dass sie nicht alle Antworten hatten.
Das Muster, das Vertrauen zerstört
Ich sehe es immer wieder: Ein Manager verspricht einem Kunden etwas, ohne das Team zu konsultieren. Das Team arbeitet Tag und Nacht, um die Zusage zu erfüllen – ist erschöpft, frustriert und ausgelaugt.
Wenn der Manager nie anerkennt, was er seinem Team zugemutet hat, verliert er seine besten Leute. Doch der Manager, der zurückkommt und sagt: „Ich habe euch in eine unmögliche Lage gebracht. Ich hätte euch vorher konsultieren sollen. Es tut mir leid, welchen Stress ich euch dadurch zugemutet habe – und ich verspreche, es beim nächsten Mal besser zu machen.“
Die Reparatur-Anleitung für Führungskräfte
1. Sagen Sie genau, was Sie falsch gemacht haben. Nicht: „Es wurden Fehler gemacht“ oder „Das hätte besser laufen können.“ Sondern: „Ich habe dich in dieser Besprechung dreimal unterbrochen und deine Bedenken abgetan. Das war falsch.“
2. Schieben Sie es nicht auf sich selbst. Dies ist nicht der Moment, um Ihren Stress oder Ihre Gründe zu erklären. Es geht jetzt nicht um Sie, sondern um die Auswirkungen auf die andere Person.
3. Ändern Sie das Verhalten tatsächlich. Eine Entschuldigung ohne Verhaltensänderung ist nur eine leere Worthülse. Wenn Sie denselben Fehler immer wieder machen, ist es kein Fehler mehr – sondern eine Entscheidung.
4. Geben Sie der Sache Zeit. Ein einziges Gespräch repariert kein zerstörtes Vertrauen. Es ist ein Startpunkt, keine Ziellinie. Zeigen Sie immer wieder, dass Sie es ernst meinen.
Führung ist ein Prozess, kein Zustand
Das Schöne daran, sich mit „Reparaturen“ vertraut zu machen, ist, dass man dadurch als Führungskraft besser wird. Wenn Sie wissen, dass Sie Dinge in Ordnung bringen können, wenn sie schiefgehen, werden Sie mutiger.
Sie treffen Entscheidungen, führen schwierige Gespräche und gehen kalkulierte Risiken ein – ohne sich vom Perfektionismus lähmen zu lassen.
Denn die meisten Fehler sind zwar schmerzhaft, aber auch Chancen für Wachstum und stärkere Beziehungen – wenn man sie richtig angeht.
Es bedeutet nicht, leichtsinnig zu sein. Und es bedeutet nicht, denselben Fehler immer wieder zu machen. Es bedeutet, zu akzeptieren, dass Sie ein Mensch sind, dass Führung komplex ist – und dass Sie es nicht immer richtig machen werden.
Fazit: Führen heisst heilen, nicht perfekt sein
Ihre Aufgabe ist es nicht, makellos zu sein. Ihre Aufgabe ist es, Verantwortung zu übernehmen, wenn Sie scheitern, und dadurch Vertrauen aufzubauen.
Für mich bedeutet das auch, jeden Tag mein bestes Ich zu zeigen – und dabei immer wieder Abschied von meinem alten Ich zu nehmen. Führung ist Wachstum durch Reflexion, und Stärke durch Verletzlichkeit.
Führung bedeutet nicht, keine Fehler zu machen – sondern den Mut zu haben, sie zu heilen.