Die Liebe – nichts für Helden

Gestern habe ich mir im Opernhaus die barocke Oper Orlando von Georg Friedrich Händel angeschaut. Spannend, was die Menschen im Barock so für schön gehalten haben: Kastraten, grosse Männer mit hohen Stimmen, keine Stimme für die Frauen und Erzählungen, welche einen immer wieder in die Rolle des Beobachters versetzen. Diesem Umstand trägt die Inszenierung Rechnung, in dem sie das Geschehen in ein Sanatorium am ausgehenden 1. Weltkrieg ansiedelt.

Die Berichterstattung der NZZ fasst diesen und andere Umstände sehr schön zusammen. Am schönsten ist wohl die Tatsache, dass sich die Räume immer wieder ändern und trotzdem immer gleich sind. Der NZZ auch Dank für den Titel des Eintrags.

Hier erleben wir nun einen Helden, der sich entscheiden muss ob Amore, Gloria oder Ragione sich durchsetzen sollen. Ich denke vor diese Frage werden auch wir immer wieder gestellt. Die Liebe, der Ruhm oder des Verstands.

Diese drei Dinge können Helden an den Rand des Wahnsinn’s treiben oder auch ein wenig weiter. Die Herrlichkeit des Siegen’s auf dem Feld der Ehre steht der Liebe meistens unbarmherzig gegenüber. Und der Verstand muss schlichtend eingreifen, sich entscheiden für die eine oder andere Seite. Oder sich zurückziehen und dem Wahnsinn Platz machen. Dieses Dilemma können wir wohl auch bei uns immer und immer wieder begegnen.

Die Liebe lockt überall. Amor als böser, gnomenhafter Gott versucht uns in Versuchung zu führen. Das Siegen auf dem Feld der Ehre oder was ist ein Geschäft anderes? Das tägliche Spielen. Und dazwischen die Vernunft, welche in die eine oder andere Richtung führt. Die einem hilft, sich nicht zu sehr dem einen oder anderen Wahnsinn zu ergeben. Genau so fühle ich im Moment.

Das Feld der Ehre führt einen an den Rand des Chaos, was immer wieder Vergleiche mit dem Kampf zulässt. Die Liebe ist momentan ruhig und völlig im Hintergrund. Sie leckt noch immer Wunden, welche gut ein Jahr alt sind. Aber auch dort lässt einem der Wahnsinn nicht wirklich in Ruhe. Er schimmert überall durch. Er versteckt sich in den Wirklichkeitskonstruktionen von allen Beteiligten. Die Rache der Liebe muss umgesetzt werden. Andere müssen bis zum Orkus getrieben werden. Und dazwischen der Geist, der zu lässt was sein soll und trotzdem einem die Distanz gibt, sich zu betrachten und zu lachen!