Das Wort zum Sonntag: Tit for tat

Die Welt wäre eigentlich ganz einfach, wenn alle, die “spielen”, sich an die folgende Theorie halten könnten:

Tit for Tat (auf deutsch “wie du mir, so ich dir”, auf Englisch “equivalent retaliation”), steht für die erfolgversprechenste  Strategie in der Spieltheorie, wenn es um Kooperation geht.  

Die Strategie basiert darauf, dass man ein einfaches, nachvollziehbares Verhalten an den Tag legt. Bewiesen wurde die Theorie, in einen Spiel, dass “Gefangenendilemma” heisst. Wer mehr wissen will, wird zu Wiki geschickt. Übrigens heisst, die zweitbeste Theorie für das Dilemma: “Master-and-Servant”. Nun zurück zu “Tit for tat”, es gibt zwei Regeln:

  1. Kooperiert in der ersten Runde
  2. Kopiert in den nächsten Runden den vorherigen Spielzug des Spielpartners. 

Und zwei Merksätze:

  1. Diese Strategie ist prinzipiell kooperationswillig, übt aber bei Verrat Vergeltung.
  2. Bei erneuter Kooperation des Mitspielers ist sie nicht nachtragend, sondern reagiert ihrerseits mit Kooperation.

Diese Theorie verwende ich auch ganz gerne bei der Arbeit. Sie macht einem das Leben einfacher und erlaubt es auch lustvoll Leidenschaftlich zu sein. Leider verstehen bei der Arbeit nicht alle Spielen, so wie ich. Es wird häufig etwas persönlich genommen. Schade.

Also meine Lieben, kauft ein Paar Handschellen und spielt “Tit for tat” oder was immer ihr sonst an einem verregneten Wochenende spielen wollt.

10 Kommentare

monoblog 7. Oktober 2006

boah, ich hab zwar alles aufmerksam gelesen – aber begriffen hab ich glaub überhaupt nix, gopf.

na gut, vielleicht les ich den wiki-artikel nochmals, weils fasziniert.

ltcmdrdata 8. Oktober 2006

@Mono. Ich versuche es noch einmal:
1. Tue gutes und sei nett
2. Ab jetzt machst Du das gleiche, was Dein Gegenüber in der letzten Runde getan hat.
a) Dein Gegenüber war auch nett, dann bist du es auch
b) Dein Gegenüber war böse, dann darfst Du es auch sein
3. Wenn Dein Gegenüber von Böse wieder auf Nett welchselt, sei nicht nachtragend und wechlse auch
4. Wenn Dein Gegenüber Böse war, dann schau, dass auch Du wirklich Böse bist

Noch Fragen?

Sucher 8. Oktober 2006

Das shwierige finde ich im richtigen Moment den richtigen Schritt einzuleiten. Und ist denn Verrat und Vergeltung lustvoll?

ltcmdrdata 8. Oktober 2006

@Sucher: Ich denke es ist ganz einfach. Du spürst, wie Du Dich fühlst und danach kannst Du gut handeln. Die Frage ist: Fühle ich mich verraten? Ja, dann mach hin. Nein, dann sei nett.
Und ob Verrat und Vergeltung lustvoll sind? Das ist eine schwierige Frage, aber ich denke jede durchgeführte Mission ist lustvoll.

billy 8. Oktober 2006

@ltcmdrdata: Das mit dem subjektiven Gefühl ist ja, wie du bereits feststellen durftest, so eine Sache. Wie sonst ist zu erklären, dass sich trotz der gängigen Theorie jemand persönlich angegriffen fühlt?

UND: Können wir bei jemandem, der etwas persönlich nimmt, nicht auch Liebe und Leidenschaft für seine Tätigkeit vermuten? Frei von Emotionen scheint diese Person auf alle Fälle nicht zu sein…

Interessanterweise lassen sich doch gewisse Parallelen zwischen Arbeits- und Liebesbeziehung ziehen: Hier wie dort liegt einen das Spielen mehr als den anderen. Einige kommen sogar gar nicht damit klar. Auch wird das Zusammenspiel der Beteiligten mit steigender Lebenserfahrung und Selbstsicherheit vereinfacht (vgl. auch das Lobheischen des Mitarbeiter vs. die NoGo-Frage gewisser Damen “Liebst Du mich eigentlich (noch) ?”)… Hach, ich könnte hier noch endlos weiterspinnen… 😉

@Sucher: Auch ich kann nicht sagen, ob Verrat lustvoll sein kann… Aber bei der Vergeltung bin ich mir ziemlich sicher, heisst es doch so schön: Rache ist süss! 😉

billy 8. Oktober 2006

@ltcmdrdata: Wie du vielleicht schon festgestellt hast, stehe ich den zwischenmenschlichen Spielen beim täglichen Broterwerb eher skeptisch gegenüber. Führt doch die Angst, eine Runde und damit unter Umständen das Gesicht zu verlieren dazu, dass ein weiteres Element der Spieltheorie zum Tragen kommt – das Chicken game: http://de.wikipedia.org/wiki/Spiel_mit_dem_Untergang

ltcmdrdata 9. Oktober 2006

@billy: Diese Theorie besteht darauf, dass man zuerst Lieb, Nett und Gut ist. Erst danach kommen “Verrat” und “Vergeltung”. Das heisst, in den meisten Fällen ist man nett.
Und ich denke, das Arbeit und Leidenschaft auf jeden Fall zusammengehören. Es gibt nichts wichtigeres. Nur mit Leidenschaft entsteht etwas Gutes und Grossartiges.
Das Chicken Game hat mich sehr fasziniert. Das ist ein klassisches Dead-Lock Problem.

idogu 20. Oktober 2006

hmm, will mich hier zwar nicht in die Diskussion einmischen, aber aus der Spieltheorie-Vorlesung glaube ich mich zu erinnern, dass nicht “Tit-for-Tat” die beste Strategie ist, sondern “Tit-for-two-Tat” – allderings (soweit ich mich erinnere) nicht bei allen Startbedingungen.

Wobei: als studierter Evolutionsbiologe wage ich dieses noch einzuschieben: verschiedenste Beispiele aus der Ökologie oder Ethologie zeigen, dass viele Kooperation effektiv nach Tit-for-Tat funktionieren. Es scheint eine evolutiv stabile Stratgie zu sein … wohl doch besser als Tit-for-two-Tat. Noch Fragen? Die Modelle wurden v.a. dort untersucht, wo Altruismus vermutet (und meist widerlegt) wurde … soviel zur Fachsimpelei und ab Montag wieder zurück zu EMV, FAS, AXP und so …

ltcmdrdata 21. Oktober 2006

@idogu: Das stimmt schon. Aber wie immer hat sich “Tit-for-two-Tat” nicht durchgesetzt. Heisst, davon spricht man nicht.
Und wenn wir sehen, dass Evolution = Nichts und Revolution = 2 x Evolution, stellt sich die Frage, wie man sonst noch zu stabilen Kooperationsstrategien kommt!
Und ja ab Montag: The show must go on.