Sozialisation (aus dem Lateinischen “sociare” übersetzt “verbinden”) wird als “Prozess, durch den in wechselseitiger Interdependenz zwischen der biopsychischen Grundstruktur individueller Akteure und ihrer sozialen und physischen Umwelt relativ dauerhafte Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Handlungsdispositionen entstehen”. Sozialisation ist demnach die Anpassung an gesellschaftliche Denk- und Gefühlsmuster durch Internalisation von sozialen Normen. Sozialisation ist ein sozial-wissenschaftlicher Begriff.
Und auf Deutsch: Sozialisierung übernimmt eine wichtige Funktion. Unsere Identität, unsere Zugehörigkeit entsteht, indem wir lernen, was in unserer Gesellschaft gilt, beispielsweise welche Regeln und was für Rechte und Pflichten wir haben. Demnach unterscheiden wir, wer “zu uns” gehört, respektive zu wem ,”wir” gehören, oder anders herum, wer nicht “zu uns” gehört, respektive wer die “Anderen” sind.
Diese Schubladen sind einerseits wichtig. Wir Menschen organisieren uns immer in einer Gemeinschaft und diese kann nur über Regeln funktionieren. Daher müssen wir uns “anpassen”. Andererseits birgt die Sozialisierung auch eine Gefahr, nämlich insofern wir etwas sein müssen, was uns gar nicht entspricht.
Weiter ist es so, dass Sozialisierung in einem gewissen Alter stattfinden sollte. Wenn man dem Moment verpasst, dann kann man dies auf dem zweiten Bildungsweg nachholen, in der “Universität des Lebens” lernt man dann vieles, bis man die beste Antwort hat. Dieser Bildungsweg bedeutet, Dinge auszuprobieren, ohne zu wissen, was die “einfachste” oder “erwartete” Lösung ist.
Betroffene lernen dann, was gut ist und was nicht. Schwierig wird dieser Ansatz vor allem dann, wenn man kein oder ein kleines Beziehungsnetz hat. Keines, dass einem über eine gewisse Zeit Klarheit und Stabilität geben kann. Jedes neue Umfeld kann die Sozialisierung neu beeinflussen und tut dies auch. Gleichzeitig gehört Sozialisierung auf dem Weg zum Ikigai dazu, wie Autopoiese. Wir können wählen und sind Selbstbestimmt.
Daneben geht es auch um Reflektion und dies führt zu Lebensklugheit. Das benötigt Zeit und die Fähigkeit sich anzupassen oder auch sich zu behaupten. Und je grösser das Bewusstsein, desto besser das Selbst. Wenn Ihr also einmal mit jemandem zu tun habt, der in der “Universität des Lebens” am lernen ist, dann helft ihm mit ehrlichem Feedback. Sagt ihm was ihr denkt und warum das so ist. Beschreibt, eure Beweggründe. Und im Gegenzug fordert nichts, verlangt nichts und bleibt Demütig.