Wenn ein Tinguely Brunnen das Resultat ist

Es gibt Software Projekte, die liefern nach langer Laufzeit einen Tinguely Brunnen als Resultat hab. Wunderbar anzusehen, sehr interessant in der Funktion, meistens kompliziert und vor allem intensiv in Wartung und Unterhalt.

Wie hat ein guter Freund einmal gesagt:

Dieser Zusammenschluss von Tinguely Brunnen (aka. Systemen) wird uns noch viel Freude bereiten!

Wo er recht hat, hat er Recht. Ein Tinguely Brunnen nimmt seinen Namen von seinem Schöpfer Jean Tinguely. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter der kinetischen Kunst. In Basel gibt es ein Museum zu seinen Ehren. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

Digitale Welt von Tinguely Brunnen

In der heutigen digitalen Welt gibt es viele Lösungen, die in ihrem Aufbau einem oder mehreren Tinguely Brunnen gleichen. Wir wissen zwar grundsätzlich, was das System leisten soll, haben aber Systeme aus unterschiedlichen Epochen, die gemeinsam für das gute Kundenerlebnis verantwortlich sind.

Meistens werden solche Systeme von älteren Menschen betreut, die bald in Pension gehen. Die Ablösung solcher Systeme stellt uns vor grosse Herausforderungen, da wir meisten nicht genau wissen, was wir mit was verhängt haben. Oder wie ein xkdc Bild das mal beschrieben hat:

Dependency von https://xkcd.com/2347/

Mit der zunehmenden Abhängigkeit unserer Frontend-Systeme ist Verständnis der Abhängigkeiten und wie diese verwaltet werden immer wichtiger. Und leider verstehen immer weniger Firmen, die Systemabhängigkeiten innerhalb des Unternehmens, geschweige denn in einem Öko-System mit anderen Unternehmen.

System Abhängigkeiten

Wer mehr dazu wissen möchte, dem Empfehle ich den Artikel: Dependence, Dependency, and Power in the Global System: A Structural and Behavioral Analysis aus dem Jahr 1978.

Bis jetzt sind wir als IT Menschen diesen Themen immer gut ausgewichen. Zuerst haben wir unsere Schulden “Legacy” genannt. Seit einigen Jahren sind wir ehrlicher und nennen unsere Legacy “Technical Debts“.

Und wie schon im verlinkten Artikel erwähnt, beginnen Sie heute damit diese Schulden zu kennen und zu reduzieren. Es muss nicht immer eine Hängepartie sein, wie in den USA, wenn der Kongress und der Präsident sich um die Erhöhung des “Debt Ceiling” streiten.

Die Folgen, wenn Sie dies nicht tun:

  • Regulatorien verlangen heute, dass sie sich gemäss dem besten Stand der Technik verhalten. Da macht sich ein System, dass nie gepflegt wurde und schon seit mehr als 3 Jahren keine Updates mehr bekommen hat nicht gut.
  • Lieferanten künden die Unterstützung für Software. Natürlich können Sie auch ohne diesen Unterstützung gut leben als Privatperson. Es dann ihr Entscheid. Aber wer holt sich die Bewilligung beim Verwaltungsrat für ein solches Vorgehen ab? Und sonst sind sie einem Lieferanten ausgeliefert, der sehr viel Geld für praktisch keine Leistung bekommt.
  • Ihr Projektportfolio besteht nur noch aus Aufräumprojekten. Wenn Sie Ihren Schulden nicht mehr ausweichen können, dann werden grosse Kräfte für das Aufräumen gebunden. Das macht ihren Mitarbeitenden keinen Spass und verhindert Ihre Aktivitäten am Markt.
  • Outsourcing des Problems. Sie können das Problem outsourcen, leider kostet das immer viel mehr, als es zu lösen und sie verschieben den Punkt, bis sie nicht mehr anders können. Lieber jetzt gleich daran arbeiten, weil dann haben Sie das Know How noch im Unternehmen. Und es könnte ja auch ein Spass sein, mit seiner Pension auch ein System mitzunehmen.

Lösungsansätze für diese Herausforderung

Vor der Aktivität steht hier die Aufnahme der Herausforderung. Wissen Sie wo im Lebenszyklus Ihre IT-Systeme stehen? Kennen Sie alle Abhängigkeiten von Systemen. Oder auch von DWH’s als Lieferanten für Systeme. Kennen Sie Ihre synchronen und asynchronen Schnittstellen. Haben Sie ein Zielbild, wo sie hinmöchten. Wissen Sie, welche Daten, Sie unersetzbar machen?

Wenn Sie diese Fragen mit Ja beantworten können, dann können Sie sich überlegen, wie viel Ressourcen Sie in “Keep the lights on” Aktivitäten investieren wollen. Wie Sie Systeme entweder entsorgen oder fit machen für die nächste Periode. Übrigens Systeme-Entsorgen ist mehr als nur das Abschalten. Das ist der einfache Teil.

Fazit

Darum schaue ich mir Tinguely Brunnen lieber an, als mit solchen Systemen zu arbeiten!