Kommunikation heisst zuhören und fragen

Eigentlich wissen wir ja, worum es geht, und trotzdem erscheint es uns eine grosse Schwierigkeit zu sein. Dazu gibt es Forschung von Osmo Antero Wiio. Er wurde durch das 1978 formulierten Gesetz: “Kommunikation geht normalerweise schief” bekannt. Oder auf Finnisch:

«Viestintä yleensä epäonnistuu, paitsi sattumalta.»

Osmo Antero Wiio (1928-2013)

Im Magazin vom 14.06 haben Roman Tschäppeler und Mikael Krogerus das Thema wie folgt zusammengefasst:

Damit wäre schon alle gesagt. Schauen wir uns die Herausforderungen im Detail an.

Anzahl Rollen

Wilo führt dazu verschiedene Gründe auf, warum es nicht klappen kann. Einer davon hat mit der Anzahl von Rollen zu tun, die ein Mensch während eines Gesprächs einnimmt. Es handelt sich dabei um die folgenden:

  • Diejenige, für die du dich hältst.
  • Die Person, für die du das Gegenüber hältst.
  • Diejenige, für die, deiner Meinung nach, das Gegenüber dich hält.
  • Die Person, für die sich das Gegenüber hält.
  • Diejenige, für die dich das Gegenüber hält.
  • Die Person, für die das Gegenüber glaubt, dass du sie hältst.

Selbstverständlich gibt es noch weitere Punkte, die ein Gespräch erschweren können. “Try to say” ist eine davon. Und wer kann schon immer diese sechs Rollen konsequent im Blick haben und sicherstellen, dass man bei allfälligen Missverständnissen eingreifen kann.

Wenn wir jetzt an die Trefferquote dieses kommunikativen Grundgesetzes glauben, dann werden wir auch an diese Herausforderungen glauben.

Weitere Herausforderungen

Allein schon an der Grammatik kann man scheitern, wie zum Teufel soll man da auch noch Inhalte rüberbringen. Hier eine Auswahl:

  • Kommunikation schlägt normalerweise fehl, ausser durch Zufall.
  • Falls Kommunikation fehlschlagen kann, wird sie es.
  • Wenn Kommunikation nicht fehlschlagen kann, wird sie es dennoch häufig tun.
  • Falls Kommunikation in der beabsichtigten Weise zu erfolgen scheint, gibt es ein Missverständnis.
  • Falls du mit dem Nachrichteninhalt zufrieden bist, wird die Kommunikation sicher scheitern.
  • Es gibt immer jemanden, der, besser als du selbst, weiss, was du eigentlich gemeint hast.
  • Wenn eine Nachricht auf verschiedene Weise interpretiert werden kann, wird sie so interpretiert, dass der Schaden maximal ist.
  • Je mehr wir kommunizieren, desto schneller verbreiten sich Missverständnisse.

In der Massenkommunikation ist es nicht wichtig, wie die Dinge sind, sondern wie sie zu sein scheinen. Die Bedeutung einer Nachricht ist umgekehrt proportional zum Quadrat ihrer Entfernung. Je wichtiger eine Situation ist, desto wahrscheinlicher vergisst du etwas Wesentliches, an das du noch einen Moment zuvor gedacht hattest.

Und zugleich führt genau diese Einstellung dazu, dass wir die Kommunikation als etwas Unberechenbares und Unvermeidbares betrachten. Indem wir die Schuld auf den Zufall oder den anderen schieben: Du hast mich falsch verstanden. Du hast mir nicht zugehört. Du hast mich nicht informiert. Wir verstehen uns einfach nicht. Mehr über Sender und Empfänger hier.

Sie können ein Gespräch immer wieder visualisieren. Eine Idee dazu hier. Und übrigens ist jede Kommunikation besser als gar keine Kommunikation.

Zusammenfassung

Was wir oft vergessen: Wir können die Kommunikation gestalten und beeinflussen. Was kompliziert klingt, ist in der Praxis eigentlich relativ einfach: Weniger reden, mehr zuhören. Mehr fragen, weniger wissen.