Die wichtigste Dimension in der Agilität ist wohl Kultur.
Wer mehr zum Kulturdimensionen-Modell nach Geert Hofstede wissen möchte, dem sei dieses Video empfohlen.
Worum geht es?
Kultur und Interaktion sind die wichtigsten Dimensionen in der agilen Welt. Sie unterstützen oder verhindern die Transformation und die Nutzung des Mehrwert von agilen Organisationen. In der Forschung sind verschiedenen Ansätze verbreitet, die sich mit der Klassifizierung kultureller Differenzen beschäftigen.
Die hier vorgestellte Studie und ihre Erkenntnisse der Kulturdimensionen werden schon länger kontrovers diskutiert. Zum Beispiel wurde in der Originalstudie 1967–1972 Informationen aus weltweiten Mitarbeitenden -Befragung von IBM verwendet. Wenn es für Sie passt, dann nutzen sie es und wenn nicht, dann sehen sie es als Wissenserweiterung.
Die einzelnen Dimensionen im Überblick
Machtdistanz (Power Distance Index – PDI)
Machtdistanz gibt an, wie ungleich die Verteilung der Macht ist. Stellen Sie sich die Frage „Wie viel Ungleichheit darf und kann zwischen den Menschen herrschen?
Der Power Distance Index gibt an, inwieweit weniger mächtige Individuen eine ungleiche Verteilung von Macht akzeptieren und erwarten. In Kulturen mit hoher Machtdistanz ist es üblich, dass Entscheidungsprozesse von „oben nach unten“ verlaufen und diesen Entscheidungen nicht widersprochen wird. Je geringer die Machtdistanz ist, desto partizipativer sind die Entscheidungsfindungsprozesse.
Individualismus und Kollektivismus (Individualism versus Collectivism – IDV)
In kollektivistischen Kulturen sind Gruppen und Familien in der Regel sehr gross und die Gruppenbindungen entsprechend stark ausgeprägt: Gegenseitige Treue wird erwartet und ist erwünscht. In individualistischen Kulturen steht hingegen die individuelle Selbstverwirklichung im Vordergrund. Kinder lernen in der Ich-Form zu denken (Kollektivismus in der Wir-Form).
Maskulinität versus Femininität (Masculinity versus Femininity – MAS)
In femininen Kulturen – wie z.B. in den meisten skandinavischen Ländern – ist die Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen eher gleichwertig aufgeteilt. Männer sind genauso für Haushalt und Familie zuständig und Frauen dürfen und sollen Karriere machen. Dagegen gibt es in Kulturen mit einer hohen Maskulinität eine klare Unterscheidung bei der Rollenverteilung zwischen Frauen- und Männerarbeit. Weiterhin orientieren sich die Mitglieder maskuliner Kulturen mehr an materiellen Gewinnen, hoher Leistungserwartung sowie Durchsetzungsvermögen.
Unsicherheitsvermeidung (Uncertainty Avoidance Index – UAI)
Bei dieser Dimension geht es vor allem darum, wie mit unbekannten Situationen umgegangen wird. Mitglieder von Gesellschaften mit hoher Unsicherheitsvermeidung (z.B. Deutschland, Russland, Mexico) versuchen
mithilfe von Analysen und Plänen Unbekanntes / Unsicheres vorhersehbar und kontrollierbar zu machen. Ordnung und Recht stehen im Vordergrund, ebenso existiert eine hohe Regelorientierung sowie größere Sorgen um Gesundheit und Geld. Ein wichtiges Kriterium für den beruflichen Kontext besteht in einer deutlich geringeren bzw. kaum vorhandenen Fehlerkultur sowie diversen Strategien, keine Fehler zu begehen.
Lang- oder kurzfristige Ausrichtung (Long-Term Orientation – LTO)
Diese Dimension bezieht sich darauf, inwiefern Gesellschaften darauf ausgerichtet sind, eher auf kurzfristigen Erfolg oder auf langanhaltende Lösungen zu setzen. Werte von Mitgliedern einer Organisation, die langfristig ausgerichtet sind: Sparsamkeit, Beharrlichkeit. Werte von Mitgliedern einer Organisation, die kurzfristig ausgerichtet sind: Flexibilität, Egoismus.
Nachgiebigkeit und Beherrschung (Indulgence versus Restraint – IVR)
Die sechste Kulturdimension untersucht, wie innerhalb einer Gesellschaft mit der freien Auslebung der eigenen Bedürfnisse umgegangen wird. Dazu zählen Fragen, wie offen Sexualität ausgelebt wird und ob eher ein optimistischerer bzw. pessimistischerer Blick auf die Zukunft besteht. In Kulturen mit stärkerer Beschränkung empfinden die Mitglieder eine stärkere Kontrolle über das eigene Leben: die Erhaltung von Recht und Ordnung hat eine hohe Priorität.
Und was hilft dieses Modell?
Ich empfehle es, die Organisation anhand von diesen Kriterien zu verorten und zu schauen, wie weit man von seinem Zielhorizont entfernt ist. Dann können Sie ableiten, was noch fehlt.
Die Erstellung einer groben Aufteilung, wie in obigem, fiktiven Beispiel dauert ca. 20 Minuten und kann in 3 Fragerunden umgesetzt werden. Sie sehen schnell wo der Bedarf ist.