Gründe zur Teilnahme an “Death March” Projekten

Aus meiner Sicht gibt es zwei ausgezeichnete Bücher für alle, welche in Projekten arbeiten: Adrenalin Junkies und Formular Zombies welches hier schon besprochen wurde und Death March Projects (hier ist das englische Original sehr zum empfehlen). Der Untertitel ist: “The Complete Software Developer’s Guide to Surviving “Mission Impossible Projects”.

4×4 Matrix

Der Guide kann auch von Projektleiterinnen, SCRUM Mastern und allen anderen Beteiligten gelesen werden. Für mich besonders spannend diese 4×4 Darstellung für alle, die sich an einem Projekt beteiligen.

Das Buch beschreibt, wie der Name schon sagt: “Death March” Projekte. Und um einen schnellen Überblick zu haben, bietet es die Achsen “Happiness” und “Chance of Success” an. Am Anfang des Buchs wird viel darüber geredet, warum man in solchen Projekten endet und was man daraus lernen kann.

Und dann kommt diese Einteilung. Und jedem wird klar, dass “Mission Impossible” sehr schön sein kann, während Kamikaze dann wohl nur noch glücklich macht. Besonders schätze ich auch, dass es mit Ugly und Suicide noch zwei Quadrate gibt. Wie immer bei einer 4×4 Matrix ist oben rechts erstrebenswert und unten links nicht.

Wie man “Death March” Projekte verhindert

Das folgende Video beschreibt, wie man solche Projekte vermeiden kann. Und was helfen kann, wieder herauszukommen.

Warum man mindestens einmal an einem “Death March” Projekt teilnehmen soll

Ich denke, wir sollten ganz im Spirit des Buchs mal darüber reden, warum wir teilnehmen sollen und woraus der Spass in einem solchen Projekt besteht kann. Hier also einige Gründe für die Teilnahme an solchen Projekten:

  • The “Mt. Everest” syndrome: Warum besteigen Menschen gefährliche Berggipfel wie den Mount Everest? Weil er da ist. Warum laufen Menschen einen Marathon und treiben sich beim Triathlon bis zum körperlichen Zusammenbruch? Wegen der Herausforderung.
  • The naivete and optimism of youth: “Death March” Projekte könne enstehen, wenn eine junge, dynamische Mannschaft zusammenkommt. Diese meistens konsequent nur mit Männern besetzten Teams sind jung, idealistisch und absolut überzeugt, dass sie alles schaffen können.
  • It’s an opportunity to escape the “normal” bureaucracy: Endlich kannst Du einmal, ohne die Bürokratie Deines Unternehmens zu spüren ein Projekt durchführen. Je grösser die Organisation ist, desto ausgeprägter ist die Bürokratie. Vor allem in Organisationen in denen die Methodenpolizei die strikte Einhaltung von 9000-Prozessen durchsetzt.
  • Revenge: Rache mag keine rationale Erklärung für die Arbeit an einem solchen Projekt sein. Berühmt werden nur die Ersten oder die Letzten, die etwas tun.

So viele gute Gründe sich an einem solchen Projekt zu beteiligen. Denk mal darüber nach.

Über Verhandlungen

Im Buch werden noch weiter Punkte beschrieben, die von Nutzen sein können. Zum Beispiel gibt es ein Kapitel über Verhandlungen. Auch hier gibt es einige sehr schöne Beschreibungen:

  • Doubling and Add Some – Der Trick ist, die Schätzung zu nehmen, zu verdoppeln und dann grosszügig aufzurunden. Dies ist ein Trick, der schon beim Bau der Pyramiden angewandt wurde.
  • Reverse Doubling – Es kann sein, dass die obige Methode dem Management nicht entgangen ist. Dann wird das Management alles daransetzen, Ihre Schätzung wieder abzubauen.
  • Double Dummy Spit – “Dummy” ist australischer Slang für einen Schnuller. Und “spit the dummy” ist Slang aus dem gleichen Land. Es beschreibt ein Baby, das so frustriert und wütend ist, dass es seinen Schnuller ausspuckt.
  • Spanish Inquisition – Hier wird die Projektleitung ohne Vorwarnung geben vor hochrangigen Führungskäften eine “sofortige Schätzung” für das Projekt abzugeben.
  • Gotcha – Das “Gotcha”-Spiel wird manchmal vom Projekt gespielt, um sich zu rächen: Obwohl alle von Anfang wissen, dass der Projektvorschlag unrealistisch ist, nimmt man ihn trotzdem an. Dies geschieht in der Annahme, dass dann alle gezwungen sind, sich später der Realität zu stellen.

Und in Zukunft kannst Du selbst entscheiden, ob Du an so einem Projekt teilnehmen möchtest oder nicht. Da für mich Spass (und Glücklichkeit) wichtig sind, bin ich häufiger in solchen Projekten zu treffen.